Hrsg.: Nowack, Hugo, Steinweller, F., Sieber, Hermann, Rohn, R. A., Paust, J. G.
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
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Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
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§ 28. Volksleben im 17. und 18. Jahrhundert. .
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gangsformen und (für unseren Geschmack) lächerliche Trachten (unförmliche
Reifröcke der Frauen, große Perücken, kleitie Hütchen u. f. w. bei den
Männern).
4. Aber auch der Bürgerstand stand nicht mehr ans der Höhe
früherer Zeit. Viele Häuser, ja, ganze Stadtviertel waren unbewohnt und
in Ruinen verwandelt. (Wie diehohenzollernfiirsten hierin Wandel schafften,
siehe in den bezüglichen §§.) Die allgemeine Verarmung gestattete nicht
mehr die Anschaffung von künstlerisch ausgestattetem Hausrat. Derselbe
mußte billig beschafft werden, darum wurde er geschmacklos und nüchtern
hergestellt. Das Kunstgewerbe wurde nicht mehr gepflegt. Die alte
Ehrenhaftigkeit der Zunftgenossen nahm ab; Unzuverlässigkeit und Fälschung
raubte dem deutschen Gewerbe sein Ansehen im Auslande. Der Handel
der süddeutschen Städte und der Hansa war durch die Unternehmungslust
der Holländer und Engländer überflügelt worden, und so lag auch er da-
nieder. Der frühere Reichtum war verschwunden, und an die Stelle pracht-
voller und stilgerechter Bauwerke traten nüchterne und gleichförmige Häuser-
reihen. Dabei war der Bürger verschwenderisch und leichtsinnig geworden,
und oft mußten die Landesherren durch Gesetze die allzugroße Üppigkeit
der Bürger bei Gelagen und in der Kleidung beschränken.
5. Der Bauernstand verarmte immer mehr und geriet in völlige Ab-
hängigkeit vom Grundherrn (Leibeigenschaft). Ihm aufzuhelfen, ließen sich
Preußens Könige besonders angelegen sein. Mit großem Eifer schützten sie
Bürger und Bauern vor den Übergriffen der Beamten und der Grund-
herren, suchten ihren Wohlstand zu heben, schützten sie in ihrem Rechte und
führten sie wieder auf eine höhere Stufe der Gesittung durch Gründung
von Volksschulen und Einführung des Schulzwanges. (Vergleiche §29,2;
§ 30, E, 2 u. 3; § 32, 5.)
Unglaube und Aberglaube, letzterer namentlich aus den Heerlagern
des Dreißigjährigen Krieges stammend, machten sich in allen Gesellschafts-
schichten breit und traten in den vielen Hexenprozessen in erschreckender
Weise zu Tage.
Doch fehlte es auch in dieser trüben Zeit nicht an erwecklichen Stimmen,
die ein rechtes Glaubensleben hervorzurufen suchten. So sangen M. Rinckart,
Joh. Heermann, Paul Gerhardt u. a. ihre herrlichen Kirchenlieder.
6. Die deutsche Sprache befreiten von der unwürdigen Nachahmung
ausländischer Vorbilder erst Klopstock, Lessing, Goethe, Schiller u. a. gegen
Ende des 18. Jahrhunderts und vollendeten den Ausbau unserer schönen
Muttersprache.
Aufgaben: 1. Gib Beweise für die Entschlossenheit u. Tatkraft des Gr. Kurfürsten
an, desgl. für seine Klugheit, für seinen echten deutschen Sinn, für seine Frömmigkeit!
2. Mit welchem Neckte nennt man diesen Fürsten den Gründer der preußischen Macht?
3. Ter Gr. Kurfürst als deutscher Kriegsheld. 4. Umfang seines Staates der des Fürsten
Tode. — 5. Warum war Friedrichs Iii. Streben nach der Königskrone berechtigt?
6. Woher kam es, daß Frankreich im 17. u. 18. Jahrhundert gar so übermächtig wurde?
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§ 29. Friedrich Wilhelm I.
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Trüge Leute hat er wohl selbst mit dem Stocke zur Arbeit getrieben. —
Bauern und Arbeiter wurden damals von den Gutsherren und Beamten
oft schlecht behandelt (§ 28, 5). Da verbot der König das Schlagen
derselben. Wer dieses Gebot übertrat, sollte eingesperrt und bei Wieder-
holung des Unrechts sogar gehängt werden. — Er verordnete, daß die
Bauern wöchentlich höchstens drei Tage Hosedienste tun sollten, damir
sie ihre eigenen Wirtschaften besorgen und Freude an denselben haben
könnten. — Manche Beamte mißbrauchten das Recht, nach welchem sie von
den Bauern bei Dienstreisen Vorspanndienste fordern durften. Da schrieb
der König: „Ich will nicht, daß die Herren Beamten mit den Pferden
meiner Bauern spazieren fahren!" — Auch den Schulzwang führte er
ein und gründete viele Volksschulen, in Ostpreußen allein über 1000. Oft
hat er selbst solche Schulen besucht. — Den Handwerksmeistern befahl er,
die Lehrjungen in guter Zucht zu halten und zu keiner Hausarbeit zu
verwenden, damit sie ihr Handwerk gründlich erlernen könnten. So nahm
sich der König besonders der armen und bedrängten Untertanen an.
b. Friedrich Wilhelms Bedeutung liegt ferner in der Art, wie er die
Verwaltung regelte und die Staatseinnahmen vergrößerte. Er setzte
als oberste Behörde das Generaldirektorium ein, in welchem er selbst
den Vorsitz führte und die Entscheidungen traf. In allen Verwaltungszweigen
führte er die größte Sparsamkeit ein. Dabei hielt er bei seinen Beamten
auf Ordnung und Pünktlichkeit, sorgte dafür, daß immer einer den andern
beaufsichtigte und schuf so einen Beamtenstand, der noch heute eine Säule
des Staates ausmacht. Er überzeugte sich selbst auf seinen jährlichen Be-
sichtigungsreisen davon, wie seine Befehle ausgeführt wurden. Und
wehe dann dem Beamten, den er unpünktlich oder gar unehrlich fand!
Ob er Torschreiber, Domänenrat oder Minister war, er wurde aufs nach-
drücklichste bestraft. — Durch die Hebung des Nährstandes und durch die
Gewöhnung des Volkes an Ordnung, Arbeit und an eine einfache Lebens-
weise gelangte dasselbe bald zu ansehnlichem Wohlstände und konnte
leicht die nicht unbedeutenden Staatslasten tragen. Die große Sparsam-
keit des Königs in seinem Hofhält und in der ganzen Verwaltung füllte
bald die Staatskasse, so daß er einen Schatz von 26 Millionen Mark
hinterließ.
o. Dem Heerwesen widmete er die größte Sorgfalt. Er vermehrte
das Heer von 40000 aus 84000 Mann. Es bestand teils aus Landeskindern,
teils aus angeworbenen fremden Leuten. Bei der Aushebung derselben
scheuten der König und seine Offiziere selbst vor grober Gewalttätigkeit
nicht zurück. Auch war die Behandlung der Soldaten oft eine sehr grau-
same. Die härteste Strafe war das Spießrutenlaufen. Aber in dem Heere
waltete auch eine Ordnung, die es zum „Wunderwerke der Welt" machte.
Des Königs treuer Gehilfe bei der Ausbildung der Soldaten war der „alte
Dessauer", der den eisernen Ladestock, den Gleichschritt und das gleich-
mäßige Schnellfeuer einführte. — Besonders liebte der König lange Sol-
daten, und sein Leibregiment in Potsdam war eine wahre Riesengarde.
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§ 15. Das Leben im Mittelalter.
ieute führten durch die Alpenpässe jene Produkte des Morgenlandes, die
während der Kreuzzüge auch der gemeine Mann kennen gelernt hatte, in
ihre Heimat und verschickten sie nach Norddeutschland. Mit dem Reichtum
wuchs die Macht der Städte. — Die oft geldbedürftigen Fürsten gewährten
ihnen für Unterstützung an Geld und Truppen Freiheiten und Rechte. Ja,
ihrer viele erlangten völlige Unabhängigkeit von ihren Landesherren und
erkannten nur die Oberhoheit des Kaisers an. Sie hießen freie Reichsstädte.
3. Städtebündnisse. Schon zur Hohenstaufenzeit waren viele Glieder
des Adels entartet und Raubritter geworden. Sich gegen solche zu schützen,
Land- und Wasserwege in gutem Zustande zu erhalten, und um ihre Frei-
heiten zu verteidigen, verbanden sich die Städte. Der mächtigste Städte-
bund war die Hansa, die 1241 durch einen Vertrag zwischen Hamburg
und Lübeck entstand. Bald gehörten die wichtigsten Städte Norddeutsch-
lands dem Bunde an, deren Kaufleute Kontore in London, Bergen und
Nowgorod hatten. Die Flotten und Heere der Hansa bezwangen den
Dänenkönig, und etwa dreihundert Jahre lang beherrschte sie die Nord-
und Ostsee.
C. Der Bauernstand umfaßte im Mittelalter freie Bauern und Leib-
eigene oder Hörige. Der freie Bauer saß auf seinem ererbten Gute und
galt als freier Mann; er nahm teil an der Rechtsprechung und war wehr-
fähig. Der Hörige hatte keinen eigenen Besitz. Er war Knecht des ritter-
lichen Grundherrn oder Pächter eines Gutes, das diesem oder einem Klo-
ster gehörte. Ihm stand nicht das Recht zu, Waffen zu tragen oder seine
Sache vor Gericht selbst zu führen. — Mit der steigenden Macht und
Entartung der Ritter wurde aber die Lage der Bauern schlimm. Die
Hörigen wurden aufs härteste bedrückt durch Abgaben und Fronen. Selbst
die freien Bauern verloren vielfach ihre Freiheit. Nur in manchen Gegen-
den behaupteten sie dieselbe, so in der Schweiz (s. § 17. A.), in Friesland
und in Niedersachsen. Besonders drückend waren die Frondienste und das
gutsherrliche Jagdrecht. Wehe dem Bauer, der sich und seine Fluren vor
dem zahlreichen Wild selbst schützen wollte! — Die nach dem slavischen
Osten als Ansiedler ausgewanderten Bauern behielten länger ihre Freiheit:
erst nach dem 30jährigen Kriege sind sie „hörig" geworden.
D. Kunst. 1. Sie entwickelte sich im Zeitalter der Hohenstaufen zu
hoher Blüte; gepflegt wurde sie an Fürstenhöfen und in Ritterburgen.
Namentlich die Dichtkunst ward von ritterbürtigen Männern geübt. Sie
verherrlichten in ihren Liedern die Himmelskönigin Maria, sangen aber
auch „von Lenz und Liebe, von seliger, goldener Zeit" (Minnesänger)
und priesen die großen Taten der Helden. Besonders Karl der Große
wurde durch sie der Mittelpunkt eines förmlichen Sagenkreises. In ihren
Liedern gaben sie ihrer Freude über die Schönheit des Vaterlandes, aber
auch ihrem Schmerz über die Zerrissenheit desselben beredten Ausdruck, so
Walter von der Vogelweide.
Mit dem Verfall des Rittertums verklang auch der Minnesang. Die
Poesie fand eine Heimstätte bei den Bürgern. Ehrsame Handwerksmeister
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30. Friedrich Ii., der Große.
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er trocken. Etwa dreihundert neue blühende Dörfer gründete er in
jenen früher verödeten Gegenden und konnte voll Freude ausrufen: „Da
habe ich mitten im Frieden eine ganze Provinz gewonnen." Nach, feinem
Ausspruche sollte keine Handbreit Boden im Lande unbenutzt bleiben. —
Er empfahl den Anbau neuer Futterkräuter, so den des Klees und der
Lupine, vor allem führte er den Anbau der Kartoffel ein, da wo man
sich sträubte, mit Gewalt. Auch der Viehzucht wandte er seine Aufmerksam-
keit zu. Er führte das spanische Edelschaf ein und kaufte viele tausend
Stück Rindvieh, die er an arme, aber fleißige Landwirte verschenkte. Auch
empfahl er die Fisch- und Bienenzucht. — Seine Domänen machte er zu
Musterwirtschaften. Durch sie wurde ein besseres Wirtschaftsversahren
im ganzen Lande bekannt, z. B. der Fruchtwechsel und die Stallfütteruug.
— Eifrige Förderung erfuhr die Forstwirtschaft durch den König. —
Auch er schützte die Bauern vor schlechter Behandlung durch Gutsherren
und Beamte und gründete viele Landschulen.
4. Den Adel, der im Siebenjährigen Kriege außerordentliche Opfer
an Gut und Blut gebracht hatte, und der darum sehr verschuldet war,
unterstützte er, indem er die Landschaftsverbände gründete, die dem hilfs-
bedürftigen Rittergutsbesitzer für geringe Zinsen Kapitale liehen. Die
Offizier- und höheren Beamtenstellen gab er gern an Adelige.
5. Dem Bürgerstande half er auf durch Einführung neuer Er-
werbszweige, wie der Porzellanfabrikation, der Spitzenklöppelei u. a., und
durch Hebung der Leinen-, Seiden-, Sammet- und Baumwollenindustrie.
Tüchtige und tatkräftige Bürger unterstützte er bei der Anlage neuer Werk-
stätten und Fabriken mit Geld. Der König legte auch selbst Fabriken an,
die er später an die Leiter derselben, die sich bewährt hatten, verschenkte.
Auch zog er Einwanderer in die Städte, die Gewerbszweige trieben, die in
seinem Lande noch fehlten. Das Hüttenwesen nahm namentlich in Schlesien
durch den Grafen von Reden einen hohen Aufschwung. Zur Belebung
des Handels gründete er die Königliche Bank, die für billige Zinsen dem
Kaufmann Geld darlieh. Unter Friedrichs Regierung wurde allgemein viel
getan zur Hebung des Flußverkehrs durch den Bau von Kanälen
(Bromberger, Plauescher, Finow- und Johannisburger Kanal) und Strom-
regulierungen. Gern gab er Geld her zum Aufbau von Häusern; er sprach:
„Ich habe kein größeres Vergnügen, als wenn ich einem armen Manne
kann ein Haus bauen lassen." Aufs eifrigste betrieb er die Verbesserung
der Feuerlöschordnung in Stadt und Land. — Alle diese Arbeiten kosteten
viel Geld; das entnahm er aber nicht der Staatskasse, sondern seinen
eigenen Einnahmen, da er von der Summe, die er sich zu seinem Privat-
gebrauch ausgesetzt hatte, nur etwa ein Sechstel selbst verbrauchte. So sorgte
der König unausgesetzt für das Große und für das Kleine, um vor allem
die Lage der niederen Stände zu verbessern.
6. Auch der Rechtspflege wandte Friedrich die größte Aufmerksamkeit
zu. Bald nach seinem Regierungsantritte schaffte er die Folter ab. Er er-
strebte ein schnelles und gerechtes Gerichtsverfahren, beugte sich selber unter
F. Hirts Nealicnbuch. Nr. 20. 5
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger]]
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§ 31. Friedrich Wilhelm Ii. und die Französische Revolution.
Verhältnisse, in der Abschaffung des Christentums u. s. w. das Heil des
Volkes erblickten.
Darum fanden die Rufe nach Freiheit und Gleichheit, die aus Nord-
amerika herübertönten, in Frankreich offene Ohren. Dort hatten sich in
langem Kampfe die englischen Kolonieen von ihrem Mutterlande losgerissen
und zu der Republik der „Vereinigten Staaten" zusammengeschlossen. Die
Unzufriedenheit wuchs im französischen Volke in erschreckender Weise. 1774
starb Ludwig Xv., und Ludwig Xvi. bestieg den Thron. Das war ein
einfacher, edler Mann, der mit seiner Gemahlin, einer Tochter Maria The-
resias, die aber den Franzosen als Ausländerin verhaßt war, des Landes
Bestes wollte. Aber das Verderben konnte er nicht aushalten; er mußte
die Sünden seiner Väter büßen.
3. Ausbruch der Revolution. Ludwig Xvi. berief 1789 die National-
versammlung; die sollte raten helfen, wie die Geldnot beseitigt werden könne.
Da aber die Vertreter des Adels und der Geistlichkeit ihre Vorrechte nicht
ausgeben wollten, so erklärten die bürgerlichen Abgeordneten, daß sie allein
die wahren Vertreter des Volkes seien. Durch die Erstürmung der Bastille
(eines großen Gefängnisses in Paris) (14. Juli) und durch seine von einem
wüsten Pöbelhaufen erzwungene Übersiedelung von Versailles nach Paris
sah sich der König genötigt, alle Wünsche der Nationalversammlung zu
erfüllen. Der Staat erhielt eine neue Einteilung, die Macht des Königs
wurde ungemeiu beschränkt, der Adel und die Geistlichkeit verloren alle
Vorrechte, die Kirchengüter wurden eingezogen und die Mönchsorden auf-
gehoben. Alles dies erkannte der friedliebende König an; aber noch war
man in Paris nicht zufrieden, darum floh der um seine Sicherheit besorgte
König im Juli 1791 aus Paris. Aber er wurde erkannt, zwangsweise
nach der Hauptstadt zurückgeführt und hier wie ein Gefangener gehalten.
Schließlich erklärte man ihn für abgesetzt. Er wurde als Landesverräter
zum Tode verurteilt und unter dem Jubelgehenl des entmenschten Pöbels am
21. Januar 1793 hingerichtet. Seine unglückliche Gemahlin ereilte das-
selbe Geschick. — Eine wahre Schreckensherrschaft begann nun in Frank-
reich. Auf den bloßen Verdacht hin, Feinde der neuen Regierung zu sein,
wurden Tausende eingekerkert und ohne Recht und Urteil dem Fallbeil
(Guillotine) überliefert. Dazu herrschte eine schreckliche Hungersnot. Nie-
mand mochte mehr arbeiten; kein Mensch traute mehr dem andern; darum
stockten Handel und Gewerbe. Alle Kreise litten Not, die jeweiligen Macht-
haber und deren Freunde ausgenommen. Diese Freiheitsapostel schwelgten
und bereicherten sich und zeigten sich als die schlimmsten Tyrannen.
Robespierre, Danton und andere Schreckensmänner herrschten unumschränkt.
Das Christentum und die christliche Zeitrechnung wurden abgeschafft, dafür
wurde die Tugend und die menschliche Vernunft an heiliger Stätte ver-
ehrt; der liebe Gott galt als abgesetzt. Nachdem Robespierre seine Ge-
nossen dem Henker überliefert hatte, endete auch er, des Verrates an der
Republik angeklagt, unter der Guillotine. Und nun traten gemäßigtere
Männer an die Spitze der Regierung.
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Extrahierte Ortsnamen: Nord-
amerika Frankreich Paris Versailles Paris Paris Paris Frank-
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72
§ 32. Friedrich Wilhelm Hl
halt ward auf das einfachste eingerichtet; die Majestäten gaben ihre silbernen
und goldenen Geräte und ihre Schmucksachen hin, und so konnte die schwere
Kriegsschuld schon nach kurzer Zeit bezahlt werden. Dadurch wurde das
Land die drückende Einquartierung der Franzosen los, die nach den Frie-
densbedingungen bis zur Bezahlung der Kriegsschuld in Preußen bleiben
sollte. — Der Preußische Staat war vor allem dadurch an den Rand des
Verderbens gekommen, daß der Bürger- und Bauernstand in stumpfer
Gleichgültigkeit gegen die Geschicke des Vaterlandes befangen war, und daß
dem ganzen Volke der ernste religiöse Sinn verloren gegangen war. „Weil
wir von Gott abgefallen sind, darum sind wir gesunken", schrieb damals
die Königin Luise. Darum nahmen der König und Stein heilsame Ver-
besserungen vor, um im Volke eine regere Teilnahme am Ergehen des
Staates und einen sittlichen, religiösen und opferwilligen Geist zu erwecken.
Der Bauernstand war damals noch erbuntertänig, d. h. der Bauer
war nicht selber Besitzer von Grund und Boden; dieser gehörte dem Guts-
herrn, der an Abgaben und schweren Frondiensten meist soviel forderte,
daß der Bauer nur gerade das von dem Ertrage der Äcker behielt, was
er notwendig brauchte. Ohne Erlaubnis des Gutsherrn durfte der Bauer
seinen Wohnsitz nicht verlassen, seine Kinder kein Gewerbe erlernen lassen
und selbst nicht einmal heiraten. Diese Erbuntertänigkeit hob der
König auf. So wurde der Bauer freier Eigentümer seiner Äcker, an deren
Ertrag er seine Freude hatte.
Den Bürgern in den Städten gab der König 1808 eine Städte-
ordnung, durch die sie das Recht erhielten, aus ihrer Mitte Stadtverord-
nete zu wühlen. Diese erwählten wieder den Magistrat mit dem Bürger-
meister an der Spitze, doch bedurfte diese Wahl der Bestätigung der Regierung.
Auf diese Weise erlangten die Bürger Anteil an der Verwaltung des
städtischen Vermögens und der Stadtangelegenheiten.
Des Königs treuer Berater im Heerwesen war General Scharnhorst.
Auf seinen Rat wurde die allgemeine Wehrpflicht eingeführt. Seit
dieser Zeit muß jeder Preuße, der körperlich kräftig ist, Soldat werden.
Die angeworbenen Fremdlinge im Heere wurden entlassen, die entehrenden
Strafen der Soldaten abgeschafft, und bald galt es für eine Ehre, des
Königs Rock zu tragen. — Da der König nicht mehr als 42000 Soldaten
halten durfte, so wurden die Rekruten schnell ausgebildet, dann entlassen
und andere eingezogen. Aber wenn der König rief, so mußten die Ent-
lassenen, die Landwehr, wiederum zu den Fahnen eilen.
Der Freiherr vom Stein erschien Napoleon bald gefährlich; darum
wurde er geächtet; doch gelang es ihm, nach Rußland zu entfliehen. Der
König aber regierte in Steins Sinne weiter, und bald trugen die Ver-
besserungen ihre Früchte: allerwürts regte sich die Vaterlandsliebe und der
Haß gegen die fremden Bedrücker. Fichte hielt an der neugegründeten
Üniversität zu Berlin seine zündenden „Reden an die deutsche Nation".
Der Turnvater Jahn stählte durch feine Turnerei die Kräfte von jung
und alt und nährte glühenden Franzosenhaß in den Herzen seiner Freunde.
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§ 26. Der Große Kurfürst Friedrich Wilhelm.
Zeit die Steuern. Damit lockte er viele Ansiedler aus Holland und der
Schweiz in sein Land, die sich namentlich in den Niederungen der Oder
und der Havel niederließen. — Um Geld in die gänzlich erschöpfte Staats-
kasse zu erhalten, führte er eine Verbrauchssteuer ein. Dieselbe brachte rei-
chen Ertrag und füllte bald die Staatskasse, und doch wurden die Lebens-
bedürfnisse in kaum merklicher Weise verteuert. Der Kurfürst aber erhielt
Geld, so daß er da Hilfe bringen konnte, wo diese not tat. So gab er
den gänzlich verarmten Bauern Saatgetreide und Zugvieh. Mit Eifer-
betrieb der Kurfürst den Allbau der Kartoffel. Jeder Bauer mußte bei
seinem Hause einen Garten anlegen. Kein Bauernsohn durfte heiraten,
wenn er nicht vorher sechs Obstbäume gepfropft und sechs Eichenbäume
gepflanzt hatte. In seinen Gärten zu Berlin und Potsdam ging der Kur-
fürst seinen Untertanen mit gutem Beispiel voran, indem er die Zucht von
feinem Gemüse und von Blumen trieb, wie er es in Holland gesehen
hatte. — Auch den Gewerbe- und Handelsstand hob er durch Anlage
von Fabriken und Unterstützung strebsamer Handwerker. Damit ein schnel-
lerer Verkehr stattfinden könne, ließ er die Landstraßen verbessern, auch
legte er den Friedrich-Wilhelms-Kanal an, der die Oder mit der Spree ver-
bindet. Eine wohl eingerichtete eigene Post verband alle Teile des Landes
und führte von Tilsit bis Kleve. — Später gründete der Kurfürst eine
Kriegsflotte, die sich sogar mit den Kriegsschiffen der stolzen spanischen
Flotte in siegreiche Gefechte einließ. Um seinen Landeskindern die geschätzten
Waren der heißen Zone billiger zu verschaffen, und um an dem großen
Welthandel Anteil zu erhalten, erwarb er an der Westküste von Afrika eine
Kolonie und ließ dort die Festung Groß-Friedrichsburg erbauen. Die an-
dern Seemächte aber, vor allem Holland, bereiteten ihm viele Schwierig-
keiten, und des Kurfürsten Nachfolger gaben darum jene ferne Besitzung
wieder auf. — Unter solch treuer landesvüterlicher Pflege erholte sich
das Land sehr schnell. Die Bewohner gelangten zu einigem Wohlstände
und konnten die Steuern und Abgaben leicht anfbringen. Dem Kurfürsten
aber wurde es möglich, sein Heer beständig zu vergrößern.
4. Bald sollte er es brauchen im Schwedisch-polnischen Kriege.
Die Tochter Gustav Adolfs hatte die Krone Schwedens niedergelegt, war
katholisch geworden und bestimmte ihren Vetter Karl Gustav zu ihrem Nach-
folger. Aber auch der Polenkönig machte Ansprüche auf den schwedischen
Thron. In dem zwischen diesen beiden ausbrechenden Kriege verband sich der
Kurfürst zunächst mit dem mächtigeren Schwedenkönig und half diesem
das Polenheer in der dreitägigen Schlacht bei Warschau (1656) vollstän-
dig schlagen. Dafür wurde dem Kurfürsten im Vertrage zu Labiau (nord-
östlich von Königsberg) 1656 von dem Könige von Schweden, der sich als
,V)err von Preußen betrachtete, die Oberhoheit über Ostpreußen verliehen,
d. h. er sollte das Land nicht mehr als Lehen, sondern als freies Eigentum
besitzen. — Gegen Schweden erhoben sich aber jetzt mächtige Feinde: der
Dänenkönig, der deutsche Kaiser u, s. w. Schweden konnte dieser Übermacht
nicht widerstehen, und da der schwedische König eben seine Heere durch
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Hrsg.: Nowack, Hugo, Steinweller, F., Sieber, Hermann, Rohn, R. A., Paust, J. G.
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Simultanschule
Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
§ 7. Mohammed.
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Gemüt roh und heidnisch. Fast alle seine Verwandten ließ er ermorden,
um seinen Söhnen das Reich zu sichern.
2. Chlodwigs Nachfolger. Im besten Mannesalter ereilte ihn der
Tod 511. Seine Nachkommen waren entweder blutdürstige Unmenschen
oder träge und lasterhafte Regenten, und ihre Geschichte ist reich an scheuß-
lichen Grausamkeiten. Die Regierung überließen sie meist ihren Haus-
meiern und verloren darum bald alles Ansehen beim Volke.
3. Lehnswesen. Chlodwig und seine Nachfolger hatten das Land
der Gallier und Alemannen erobert. Da sie aber nun so viel nicht allein
verwalten konnten, so gaben sie einen großen Teil an ihre treuen Dienst-
mannen zur Benutzung. Das war ihr Kriegssold. Das Land aber blieb
Eigentum des Königs. Ein solches geliehenes Ländergebiet nannte man
Lehen; der König war der Lehnsherr, der Belehnte der Lehnsmann oder
Vasall. Dieser war dem Lehnsherrn zu Dienst und Treue verpflichtet; er
mußte ihm Heeresfolge leisten. Machte er sich der Treulosigkeit schuldig,
so wurde ihm das Lehen genommen. Inhaber großer Lehen teilten wieder
kleinere Lehnsgüter an ihre Diener aus. In den Lehnsträgern haben wir
die Anfänge des Adels zu suchen.
Aufgaben: 1. Nenne Tugenden und Fehler unserer Vorfahren! 2. Deutsche
Städte römischen Ursprungs. 3. Wodurch trieben die Römer die Deutschen unter Her-
mann zum Aufstand? 4. Beschreibe das Hermannsdenkmal! — 5. Erzähle vom Aus-
sehen und von den Sitten der Hunnen! 6. Der Zug der Westgoten. 7. Italiens
Schicksale während der Völkerwanderung. 8. Welche germanischen Reiche entstanden
während der Völkerwanderung? 9. Erkläre: Herzog, Walküre, Walhalla, Nebelheim,
Gottesgeißel, Hausmeier, Lehen!
§ 7. Mohammed.
1. Seine Jugend verlebte er in Mekka in Arabien, unternahm als
Kaufmann weite Reisen, z. V. nach Palästina und Syrien und lernte so Land
und Leute und auch deren Religionen kennen. Nachdem er eine reiche
Witwe geheiratet hatte, zog er sich von den Geschäften zurück und über-
ließ sich dem Nachdenken über göttliche Dinge. Da erschien ihm, wie er
erzählte, der Engel Gabriel und gab ihm den Befehl, seinem Volke eine
neue Religion zu geben.
2. Die Hauptlehren seiner Religion sind: Es ist nur ein Gott, und
Mohammed ist sein Prophet. Auch Moses und Christus sind göttliche Ge-
sandte, die Mohammed den Weg bahnen sollten. Durch Fasten, Beten und
Wohltätigkeit erwerben sich die Menschen das Wohlgefallen Gottes und
den Himmel, wo den Guten herrliche Genüsse erwarten. Am herrlichste»
belohnt werden die, welche im Kampfe für die Ausbreitung der Lehre ge-
storben sind. Die Bösen und die Feiglinge müssen im Jenseits harte Strafe
erleiden. Jedem Menschen ist sein Schicksal vorher bestimmt. Er gebot
die Heiligung des Freitags, die Beschneidung und Wallfahrten nach Mekka;
er verbot den Genuß von Wein und Schweinefleisch, gestattete aber tue
Vielweiberei.
3 Flucht (622). Diese Lehren fanden zunächst wenig Anerkennung. Seine
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§ 15. Das Leben im Mittelalter.
und übermütig wurden und die strengen Ordnungen durchbrachen, da
unterlagen sie bei Tannenberg 1410 der Macht der Polenfürsten. West-
preußen nahm der König von Polen in Besitz, und Ostpreußen erhielt der
Orden nur als polnisches Lehen. Im Jahre 1525 wurde Ostpreußen ein
weltliches Herzogtum. Der erste Herzog Albrecht war ein Höh enz oll er.
B. Städteleben. 1. Das Äußere einer Stadt von damals unter-
schied sich in mancherlei von dem der heutigen Städte. Hohe, oft mehrfache
Mauern, auch Wallgräben, umgaben die Stadt. Enge "Tore führten hin-
ein. So war in jenen unruhigen Zeiten die Stadt geschützt. Die Straßen
waren ungepflastert, eng und krumm. Die Bürgerhäuser wurden geschmückt
durch Erker. Bilder und fromm-e Sprüche. Die oberen Stockwerke ragten
oft über die unteren hervor. Am Marktplatze standen die Kirche und das
Rathaus, meist großartige Bauwerke mit schlanken Türmen. Auf dem
Turme hielt der Wächter scharfe Umschau.
2. Die Bewohner der Städte, die Bürger, waren anfangs jene
Bauern, welche nach dem Willen des Herrschers in die neugegründeten
Städte übersiedeln mußten (§ 10, 3). Ihre Nachkommen bildeten die Ge-
schlechter und hatten lange Zeit allein das Stadtregiment in den Händen.
Vielfach hatten diese Leute ihre Leibeigenen mitgebracht. Zu diesen ge-
sellten sich bald viele andere von ihren Grundherren bedrückte Landleute.
Da die Bebauung des zur Stadt gehörigen Feldes ihnen nicht genügende
Beschäftigung gewährte, so bildeten sich bald bestimmte Handwerke heraus.
Männer, die einerlei Gewerbe trieben, traten zu einer Innung oder Zunft
zusammen. Diese überwachte die Ausbildung der Lehrlinge, die Wander-
schaft der Gesellen, und selbst der Meister stand unter ihrer Aufsicht, damit
er tadellose Ware liefere. So hob sich der Handwerkerstand; der einzelne
Meister wurde wohlhabend, und so gelangten auch die Zünfte, allerdings
erst nach oft blutigen Kämpfen, dazu, daß sie am Regiment der Stadt teil-
nehmen durften. Neben dem Gewerbe blühte der Handel. Auf den
Märkten, die fast nur in den Städten abgehalten wurden, bot man die
Waren aus Stadt und Land feil. Der deutsche Kaufmann aber zog auch
in die fernsten Teile des Reiches, ja über die Grenzen desselben, und selbst
das Meer setzte ihm keine Schranken, um die Erzeugnisse der Heimat gegen
die anderer Länder auszutauschen. So zog z. B. der Breslauer Kaufmann
über Wien nach Venedig, um kostbare Seidenzeuge, Rosinen und Feigen
zu holen; sein Geschäft führte ihn sogar nach dem fernen Nowgorod in
Rußland, wo er kostbare Felle, Tee und Gewürze, die aus China und
Indien hierher gebracht wurden, gegen schlesisches Tuch und Leinwand
vertauschte, oder er zog nach den Küstenstädten der Ostsee, um deu Bern-
stein und den Hering heimzubringen. — Zur Zeit der Kreuzzüge entstand
in Süddeutschland ein reger Verkehr. Die Schiffe der Kaufleute von
Venedig und Genua brachten die Waren des Morgenlandes nach Hause;
diese wurden nun nach allen Städten Europas versandt. Venedig und
Genua wurden mächtig, aber auch die Städte, mit denen sie in Handels-
verbindung traten, Zürich, Augsburg, Ulm, Nürnberg u. a. Ihre Kauf-
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Extrahierte Personennamen: Albrecht Albrecht
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Hrsg.: Nowack, Hugo, Steinweller, F., Sieber, Hermann, Rohn, R. A., Paust, J. G.
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§ 30. Friedrich Ii., der Große.
das Gesetz (Müller von Sanssouci) und wollte vor allem auch dem ge-
meinen Manne sein Recht werden lassen (Müller Arnold). In einem
königlichen Erlasse heißt es: „Die Richter müssen wissen, daß der Bauer,
ja, der Bettler ebenso ein Mensch ist, wie Se. Majestät. Vor dem Gesetze
sind alle Leute gleich." „Ungerechte Richter", sagte der König, „sind schlimmer
als Diebe!" —Friedrich war auch duldsam in Glaubenssachen; sein Grund-
satz war: „In meinem Staate kann jeder nach seiner Form selig werden."
Er forderte von Richtern und Beamten, „daß die Untertanen ohne Rück-
sicht auf ihre Religion unparteiisch sollten behandelt werden." Er ließ das
erst 1794 fertiggestellte „Allgemeine Landrecht" verfassen. — Durch seine
Gerechtigkeit hat sich Friedrich der Große ebenso großen Ruhm erworben
als durch seine Kriegstaten. Und selbst in sernen Ländern beneidete
man die Preußen um ihren siegreichen, gerechten und tatkräftigen
König. (Holtet: Der Preuße in Lissabon.)
7. Dasheerwesen lag ihm natürlich besonders amherzen. Stets erhielt
er sein Heer, das er bis auf 200000 Mann vermehrte, durch fleißiges Exer-
zieren, eiserne Zucht und öftere Besichtigungen in voller Kriegsbereitschaft.
Die Staatseinnahmen vermehrte er dadurch, daß der Staat den
Alleinverkauf von Tabak und Kaffee übernahm (Monopol), und durch hohe
Steuern auf Luxusgegenstände. Mit der Einziehung dieser Steuern be-
auftragte er Franzosen, die das Volk oft sehr belästigten. Aber die Abgaben
waren gerecht verteilt.
8. In auswärtige Angelegenheiten griff Friedrich noch zweimal
ein. Polen war durch die maßlose „Freiheit seines Adels ganz herabgekommen.
1772 kam es zwischen Rußland, Österreich und Preußen zur 1. Teilung
Polens, bei der Friedrich Westpreußen (außer Danzig und Thorn) und
das Land an der Netze erhielt. (Siehe § 15. A 2.) Er nannte sich jetzt
König von Preußen. Damit kam ein mit deutschem Blute und deutschem
Fleiße früher errungenes Land wieder an Deutschland. Hierher sandte der
König eine Schar seiner besten Beamten, und nun begann hier eine echte
Hohenzollernarbeit: menschenwürdige Wohnstätten wurden erbaut, Sümpfe
ausgetrocknet, Kolonisten ins Land geflihrt, Land-und Wasserstraßen angelegt,
das Volk zu fleißiger, verständiger Arbeit erzogen, Ärzte und Apotheker
ins Land gerufen, Schulen gegründet, das Recht gepflegt u. s. w. So
blühte das gänzlich heruntergekommene Land bald empor.
In Österreich war auf Maria Theresia ihr Sohn Joseph Ii. gefolgt,
der sein Volk, wie Friedrich der Große das seine, glücklich machen wollte.
Doch ging er in seinen Neuerungen: Aufhebung der Leibeigenschaft und der
Klöster, Anerkennung aller Religionsbekenntnisse u. s. w., zu schnell vor,
darum waren dieselben nicht von langer Dauer, und er selbst erntete Un-
dank. Dieser Fürst wollte, als in Bayern das Herrscherhaus ausstarb,
einen großen Teil dieses Landes für Österreich erwerben. Aber Friedrich
der Große stet 1778 mit seinem Heere in Böhmen ein, und so kam es bald
zum Frieden von Teschen (österreichisch Schlesien) 1779, in dem Joseph Ii.
nur das Jnnviertel erhielt.
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Ii Friedrich Arnold) Friedrich_der_Große Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich_Westpreußen Friedrich Maria_Theresia Maria Theresia Joseph_Ii Friedrich_der_Große Friedrich Friedrich
der_Große Friedrich Joseph_Ii
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